Michael Brink: DON QUICHOTTE. Bild und Wirklichkeit

Zunächst engagierte sich der 1914 geborene emil piepke (später michael brink) in katholischen jugendorganisationen; dann kam der NS-arbeitsdienst und übergangslos das militär. Bald hatte er kontakt aufgenommen zu dem münchner Kreis der Weißen Rose, zum Kreisauer Kreis, aber auch zu aufrührerischen militärs. Er selbst bezeichnete sich manchmal als "ordonnanz" dieser gruppen. Er gehörte zu einem kreis kirchenkritischer katholiken um johannes maaßen und war eng befreundet mit dem später hingerichteten widerstandskämpfer alfred delp SJ.

Im winter 41/42 kam er schwerverwundet aus rußland zurück. Im frühjahr 1942 erschien das hier neu aufgelegte buch Don Quichotte. Bild und Wirklichkeit. Schon wenige wochen nach erscheinen war es ausverkauft, auch eine zweite auflage war bereits vergriffen, als (angeblich) stalingradkämpfer sich darüber empörten, daß so etwas erscheinen könne, während sie ihr leben einsetzten. Das Buch wurde verboten. Abschriften davon kursierten unter jungen menschen, nicht zuletzt im umkreis der Weißen Rose.

Michael Brink wurde im Frühjahr 1944 verhaftet und ins KZ sachsenhausen überstellt. Auf dem todesmarsch der KZ–häftlinge konnte er fliehen. Inzwischen war er schwer an lungentuberkulose erkrankt.
1945 heiratete michael brink die junge malerin roswitha bitterlich. 1946 kommt beider tochter zur welt. Michael brink kämpft in einem sanatorium um sein leben. Im selben jahr erscheint sein vermächtnis, das buch 'Revolutio humana', eine bedeutende theologische veröffentlichung jener jahre, – geschrieben in prophetischer radikalität und noch aus der erschütterung durch leichenberge in den KZ, zerrissene soldaten, das leid der bevölkerung, zerstörte städte, das geschrei von hitler und goebbels. Das ist der mensch? Was ist der mensch? (Auch diese arbeit wurde bei A+C wiederveröffentlicht.)

Michael brink kämpfte als soldat "für sein volk", erkannte aber zunehmend das eindeutig verbrecherische des von der deutschen wehrmacht betriebenen vernichtungskrieges. Angesichts dieser aporie, dieser sozialen zerrissenheit war orientierung und perspektive nur in anderen sphären menschlicher lebendigkeit zu finden; so dürfte der 'Don Quichotte' entstanden sein. Michael brinks kaleidoskopische, zwischen romantik und theologie, politischem widerstand und spiritualität sprühende predigten (denn das sind es nicht zuletzt!) sollten wir auch als ausdruck poetischer wahrheit verstehen, – einer poesie allerdings, in der bislang unvorstellbares grauen antezipiert ist. Die figur des Don Quichotte stellt er vor uns hin als archetypus, der wohl erst in unserem zeitalter einer progressiven verdinglichung der menschenwelt seine tiefste bedeutung erhält.

Individuell und konkret zu klären, wozu wir auf der welt sind, ohne außerhalb unserer selbst liegende evidenz, in der wir uns (wie auch immer imaginativ oder projektiv, religiös oder philosophisch) spiegeln können, fällt schwer in einer welt von relativität, verdinglichung und ideologie. - In brinks arbeiten fand ich analysen der menschheitlichen situation und perspektiven eines lebenswerten weiterexistierens der menschheit (trotz der kriege und völkermorde aller zeiten und weiterhin!) aus christlicher, katholischer perspektive.  Für mich war klar, diese texte müssen eine zweite chance bekommen!

(Mondrian v. lüttichau, aus dem nachwort)

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