Kurt Münzer: PHANTOM

Zürich 1916/17, jenseits der grenze tobt der weltkrieg. Doktor gram, der dichter, sucht wahrheit an den extremen seiner erfahrung. In irisierender verdichtung stellt kurt münzer spannungsverhältnisse menschlicher lebendigkeit dar: zwischen phantasie (traum) und wirklichkeit, zwischen kunst, leben und ruhm (oder geld), zwischen liebe und sexualität, männlich und weiblich, schicksal und entscheidung, ideal und realität, alleinsein und begegnung: eins zehrt vom andern, eins geht ins andere über..

Literaturgeschichtlich kann münzers werk meist dem Expressionismus, teilweise eher dem Magischen Realismuszugeordnet werden. Gerade der hier wiederveröffentlichte künstlerroman von 1919 irrlichtert zwischen metaphern und mythen, assoziationen und inszenierungen, stilformen und alltagsästhetiken, um existenzielle, noch heute höchst aktuelle konflikte darzustellen; selbst in kolportagebildern und fin de siècle-inszenierungen wird ein archetypischer kern freigelegt.

Kurt münzer lotet menschliche empfindungen und bedürfnisse aus bis in verstörende untiefen und jämmerlichste entfremdung, bis in skurrile unwahrscheinlichkeit und kitschige schwarzweißmalerei. Er zeigt das gefangensein der menschen in ideologischen strukturen und kategorien verdinglichter gesellschaftlicher normalität, wodurch authentisches empfinden regelhaft übergehen muß in macht-, besitz- und zerstörungsimpulse; wir verstricken uns in selbstüberhebung, schuld- und minderwertigkeitsgefühle.

Kurt münzers affinität zu zürichwird in manchen erzählungen und feuilletons deutlich. Hier lebte und studierte er ab 1904, in zürich starb er 1944. Vor und während des ersten weltkriegs ist die schweiz und gerade zürich zeitweiliger zufluchtsort deutscher und österreichischer künstler und intellektueller. Die meisten deutschsprachigen protagonistInnen des künstlerischen und intellektuellen zürich jener zeit fanden sich anschließend im berlin der Zwanziger Jahrewieder; auch kurt münzer sollte zu dieser szene gehören.  (Aus dem nachwort)

Von kurt münzer wurden bei A+C bereits wiederveröffentlicht die romane 'Jude ans Kreuz!', 'Esther Berg'und 'Menschen am Schlesischen Bahnhof' sowie ein band.

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