Mondrian w. graf v. lüttichau: ALLTAG MIT TINA

Bettina ist kognitiv beeinträchtigt ("geistigbehindert"). Das buch berichtet von unserer liebesbeziehung über drei jahre. Es wird deutlich, daß auch derart schwer beeinträchtigte menschen gleichberechtigte, partnerschaftliche freundschaften, sogar liebesbeziehungen leben können, sofern ihre kognitiven und seelischen möglichkeiten als rahmen der begegnung geachtet werden. Ihnen angemessene entwicklungsbedingungen in der kindheit vorausgesetzt(und dieses glück hatte tina!), werden auch menschen mit schweren kognitiven beeinträchtigungen "erwachsen", sie entwickeln lebensreife und beziehungsfähigkeit (einschließlich erotisch-sexueller entfaltung).

Auf grundlage der erfahrungen in der beziehung mit bettina kann ich die sozialisationsbedingungen wohl der meisten "geistigbehinderten" menschen (auch hierzulande) nur als verbrechen gegen die menschlichen grundrechte sehen.

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Mondrian w. graf v. lüttichau: CLARISSA und DIE LIEBE

Während meines sozialpädagogik-studiums hatte ich einen teilzeit-job als nachtwache in einer wohnstätte für erwachsene mit kognitiver beeinträchtigung ("geistigbehinderte"). Das buch berichtet von dem engen kontakt mit clarissa, einer bewohnerin mit schwerer epilepsie. Im mittelpunkt steht clarissas kampf um selbstbestimmtes leben – und mein bemühen um achtsamkeit für ihre autonomie. Deutlicher denn je wurde mir in der zeit mit clarissa, daß es bei alldem letztlich um liebe geht – und daß "mitleid" niemals grundlage sein kann für hilfe. Auch schwer beeinträchtigte menschen haben ein menschenrecht auf selbstentfaltung und selbstverantwortlichkeit.

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Mondrian w. graf v. lüttichau: DU UND ICH. Beziehungsorientierte enthospitalisierung mit hindernissen

Berichtet von der arbeit als heilpädagoge in einem enthospitalisierungsprojekt lebenslang fehlplazierter erwachsener aus einem (ost-)berliner psychiatrischen krankenhaus (WGK, 1995-98). Im vordergrund stehen die für derartige vorhaben typischen konflikte: Das bisherige betreuungsteam erlebt seine (an der gruppensituation orientierte) arbeit als entwertet, kann nur schwer kooperieren – was von den um individualisierte entwicklungsförderung bemühten enthospitalisierern zu wenig berücksichtigt wird. Dazu kam meine situation "als wessi" in einem zu diesem zeitpunkt noch vollständig DDR-sozialisierten umfeld. Unterschiedliches konflikt- und machtverhalten mußte erstmal als solches wahrgenommen werden. Trotz aller schwierigkeiten war das projekt im wesentlichen ein erfolg.

Das letzte drittel des buches enthält anonymisierte entwicklungsberichte über einzelne bewohnerInnen aus diesem projekt, um die konkrete heilpädagogische arbeit für außenstehende nachvollziehbarer zu machen.

Fünf jahre, bvor ich dort anfing, berichtete die TAZ so von unseren stationen (link)!

Übrigens entstehen derzeit wieder zunehmend vergleichbare einrichtungen, in denen "chronisch psychisch kranke" und "geistig behinderte" menschen bei unangemessener betreuung langzeithospitalisiert werden, - auch in berlin: http://www.tagesspiegel.de/politik/unter-ausschluss/7900466.html !

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