Daniel Rudman: "HALT MICH BIS ZUM MORGEN - !"

(Übersetzung und nachwort: wieland speck)

Fast vergessen ist die kometenhaft wieder verschwundene westdeutsche männerbewegung in den 70er jahren des letzten jahrhunderts. Dieses theaterstück (oder hörspiel) erschien (auf deutsch) erstmalig 1976 in westberlin und findet sich nichtmal in den beständen der Deutschen Nationalbibliothek.

Die beiden charaktere PENIS und SELBST versuchen in einem hilflos-wütend-verzweifelten gespräch, ihre gegenseitige entfremdung zu begreifen und aufzulösen. – Unzulängliches "funktionieren" im rahmen der geschlechtsbeziehungen wird deutlich als auslöser von selbstvergewaltigungs- und selbstzerstörungstendenzen (auch) bei männern. Dies wird kaschiert durch patriarchalische selbstwertgefühle – nicht nur auf kosten der sexualpartnerInnen, sondern auch der eigenen geschlechtlichkeit. Der PENIS wird zum werkzeug, - die gesellschaftlich "normale" verdinglichung vergiftet menschliche nähe und intimität. Selbsthaß wird zu haß auf das sexuelle gegenüber: "Natürlich habe ich sie/ihn ficken wollen!"

Ein tief berührendes stück, das sich noch immer sehr gut eignet zur szenischen lesung in männergruppen – aber gibt es überhaupt noch männergruppen??

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