Mondrian Graf v. Lüttichau: ARCHITEKTUR IM ALTEN BERLIN

…und was davon übrig ist!

Gestaltung, Umgestaltung, / Des ewigen Sinnes ewige Unterhaltung (Goethe: Faust II) – gilt unbedingt für die Doppelstadt Berlin und Cölln, von Anfang an bis heute und auf morgen zu. Aufbau, Umbau, Zerstörung, Neubau, Brache, Wiederaufbau, Ganz-anders-Bau… – so war es hier zu jeder Zeit. Diese Sammlung von über 400 Abbildungen aus 300 Jahren (Federzeichnungen, Stiche, Gemälde, Fotografien) soll es dokumentieren – ohne wissenschaftlichen oder sonstwie systematischen Anspruch. Denn "systematisch" hat sich Berlin niemals entwickelt – und nur wer das Berliner Chaos mag, wird sich hier wohlfühlen (nicht nur sich in einem Kiez verkriechen).

Immerhin versuchen die Begleittexte, auf gesellschaftliche und städtebauliche Zusammenhänge hinzuweisen. Das Chaos ist ja durchaus relativ: jeder Hausbau, jede Straßenanlage hatte ihren historischen Grund. – Graues Kloster, Gerichtslaube, das Stadtschloß (in seinen geschichtlichen Verwandlungen), der unglückselige Münzturm, die Schloßfreiheit, Lustgarten, Leipziger Straße (einst die Berliner Weltstadtstraße), der Wintergarten, Spittelmarkt und Molkenmarkt, Mühlendamm, Hausvogtei, Parochialkirche, Georgenstraße, Kronprinzenpalais und Altes Palais, Unter den Linden, die Hedwigskirche, die Kommode, Singakademie und Kastanienwäldchen, Café Bauer und Kranzler-Eck, Leipziger und Potsdamer Platz, Brandenburger Tor und Pariser Platz, Krolloper, Gendarmenmarkt, Spuren der jüdischen Bevölkerung, Alexanderplatz, Anhalter Bahnhof, das Trauerspiel der Friedrichswerderschen Kirche,  Bauakademie und Museumsinsel, Jungfernbrücke und abgerissene Friedrichsgracht, die Schwebebahn an der Jannowitzbrücke (fast!), Krögel und alter Hafen, Oberbaumbrücke und Görlitzer Bahnhof, der Unterschied zwischen SO 36 und Kreuzberg 61, ein Trudelturm in Adlershof, Bettine v. Arnims Haus, der Gesundbrunnen mit  Millionenbrücke und Wiesenburg, eine überraschende Skulptur im Schloßpark Charlottenburg – – noch manches andere lädt ein, der Berliner Geschichte nachzuspüren. Ich jedenfalls habe Berlin als historisch gewordene Lebenswelt während der Arbeit an dieser Dokumentation nochmal ganz neu kennengelernt.

Natürlich gibt es eine unüberschaubare Fülle von Bildbänden und anderer Literatur zum Thema Berlin (Hinweise sind enthalten). Diese Veröffentlichung ist eine subjektive Auswahl, die auch ihre Geschichte hat … und mit der letztlich nur mein Bedürfnis verwirklicht wird, einmal ein Buch zu machen, das ganz und gar der Stadt Berlin gewidmet ist, die seit 1984 zu meiner Heimat geworden ist.

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