Heike Skrabs: VERDAMMT – ES GEHT WEITER!

Neu im Dezember 2025

Die Autorin wurde 1961 in Bad Liebenstein geboren und verbrachte ihre Kindheit in Thüringen und Mecklenburg. Sie lebt (noch immer) in Rudolstadt.
1985 erschien der hier erstmals wiederveröffentlichte Jugendroman VERDAMMT, ES GEHT WEITER. (Eine Sammlung von Erzählungen, 1989 erschienen unter dem Titel PAUSENSPIEL, wurde bereits 2021 bei A+C wiederveröffentlicht.)

Hintergrund des Romans ist das soziale Miteinander einer Gruppe männlicher Jugendlicher, alle in der 10. Klasse, in einer DDR-Kleinstadt in den 70er Jahren. Im Mittelpunkt stehen zwei Jungen, die in unterschiedlicher Weise Außenseiter der Gruppe sind. Heike Skrabs gelingt es, Gruppendynamik unter den 16/17jährigen Schüler*innen subtil und nuanciert vor uns zu entfalten.
Es wird deutlich, wie der soziale Zusammenhang in der Klasse (einschließlich der sozialen Rollen) alltäglich durch Anspielungen, Bestätigungen und dergleichen aktualisiert, verstärkt angemahnt oder sanktioniert werden. Als es bei Frank Lindt plötzlich zu einem epileptischen Anfall kommt, scheint dieses soziale Gefüge für Frank zunehmend inkonsistent zu werden .. und nicht nur für ihn –
Alle fallen sie aus der Rolle: Schüler*innen wie Lehrer*innen, alle müssen sich sozial neu orientieren. Der soziale Störfaktor (zunächst ist es ein Schock) zieht Kreise .. er kommt an in einzelnen Familien. Wie nebenbei werden auch Unterschiede individueller Rollen in Schule bzw. im Elternhaus deutlich (zumindest bei Frank und Mike).

Die Dialoge knistern vor Spannung; wie ein Film entfaltet sich die Geschichte: Wir schauen zu, wie die Menschen in Franks Umgebung – auf ihre je eigne Weise – sich bemühen, die übliche ("normale") zwischenmenschliche Distanz zu überwinden, um Franks befremdliches Problem einzubeziehen in den alltäglichen Austausch, vielleicht gar: zu helfen. Wie schwer es auch Frank fällt, sich in seiner neuen Verletzlichkeit solchen Bemühungen (und den damit verbundenen Unsicherheiten) zu öffnen.
Szenen aus den Elternhäusern der beiden Protagonisten werden nebeneinandergestellt und verdeutlichen, daß manches anders sein kann als in der eigenen Familie: besser? schlechter? Nur aus solchem Wahrnehmen unterschiedlicher Möglichkeiten kann der Impuls zu eigenen Entscheidungen entstehen.

Und die selbstverständliche alltägliche Übergriffigkeit von Eltern wird hautnah deutlich. So funktioniert Erziehung zu einem Leben in gesellschaftlicher/sozialer Mitläuferei! (Dies gilt oder galt selbstverständlich nicht nur für die DDR-Gesellschaft.)
Diese kluge, herzensgute Geschichte könnte noch heute zur Pflichtlektüre für alle gehören, die beruflich mit Jugendlichen in Gruppenzusammenhängen zu tun haben.

A+C_204_SKRABS_VERDAMMT (pdf 2 MB)