Jacques Rivière: RIMBAUD. Ein Essai

Arthur Rimbaud bei Autonomie und Chaos Berlin, Teil VII

Dieser umfangreiche und tiefgründige Essai des französischen Literaturkritikers Jacques Rivière (1886–1925) wurde vollständig erst 1930 veröffentlicht, fünf Jahre nach dem Tod des Autors. Die deutsche Übersetzung erschien 1968, dann nochmal im Jahr 1979. Der Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der existentiell-spirituellen Dimension von Rimbauds Leben und Werk, eine Fragestellung, die in der Rezeptionsgeschichte weitgehend ausgegrenzt wurde, nachdem ihre frühen Vertreter*innen (Rimbauds Schwester Isabelle, deren Ehemann Paterne Berrichon sowie der katholische Schriftsteller und Diplomat Paul Claudel) in unangemessener und einseitiger Weise versucht hatten, Rimbaud zum christlichen Dichter zu verklären.

Rivières komplexe Stil- und Motivuntersuchungen (mit genauen Belegen in Rimbauds Werk), seine Überlegungen zum Verhältnis der ILLUMINATIONS zu UNE SAISON EN ENFER und sein Enthusiasmus machen diese tiefgründige, poetische und wagemutige Arbeit bis heute zu einem unersetzbaren Glücksfall der Rimbaudrezeption.

Die umfangreiche Einleitung des Romanisten Rolf Kloepfer (bereits in der deutschen Originalausgabe enthalten) erläutert Hintergründe und Zusammenhänge der Arbeit, das Nachwort zur Neuausgabe 2022 trägt ergänzende Überlegungen bei.

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