Theodor W. Adorno: KULTUR UND VERWALTUNG. ERZIEHUNG NACH AUSCHWITZ. ZWEI VORTRÄGE

Heutzutage werden in der Öffentlichkeit mit dem Namen Theodor W. Adorno (1903-1969) zumeist wohl seine umfangreichen philosophischen Arbeiten zur ÄSTHETISCHEN THEORIE und zur NEGATIVEN DIALEKTIK verbunden, gelegentlich auch Adornos aphoristische Sammlung MINIMA MORALIA und die mit Max Horkheimer verfaßten Aufsätze der DIALEKTIK DER AUFKLÄRUNG. Der Begriff der Autoritären Persönlichkeit geistert immerhin gelegentlich durch die Medien, auch Adornos Bedeutung in Zusammenhang mit der sogenannten Studentenbewegung um 1968. Inwieweit Adorno gelesen, verarbeitet wird, steht auf einem anderen Blatt.

Theodor W. Adornos tiefgründige Reflexion halte ich mehr denn je für unverzichtbar angesichts der erschreckenden und hilflos machenden globalen gesellschaftlichen und sozialen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte. In vielen Aspekten sind seine Überlegungen noch immer tiefgründiger und relevanter als Arbeiten, die sich an ihm abzuarbeiten meinen.

In diesen beiden Vorträgen bringt Adorno Zusammenhänge auf den Punkt, die grundlegend sind für seine Sozialphilosophie und zugleich präzise unsere Gegenwart betreffen: Mediale und administrative Macht- und Einflußzusammenhänge auf dem Hintergrund von Ökologie, Internet, neuem Nationalismus, Krieg. Keineswegs sind es "Nebenarbeiten". Nicht zuletzt können gerade diese eher alltäglich orientierten Überlegungen sensibilisieren für Adornos bis in winzige Momente hinein dialektisches Bewußtsein: jenseits aller Schwarz-Weiß-Dichotomie; genau dies brauchen wir heute, um uns in den Gespinsten der online-Gesellschaft auch nur ansatzweise zu orientieren, um nicht der Kakophonie interessengeleiteter (oder einfach engstirniger) medialer Rhetorik zu unterliegen.

Adorno, ein verschollener Autor? Das natürlich nicht. Aber ein zu wenig gelesener.

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