Lillian Eugenia Smith (1897–1966) wurde bekannt vor allem durch ihr lebenslanges Engagement gegen die Rassentrennung in den Südstaaten der USA. Ihr beim Erscheinen kontrovers diskutierter Roman ''Strange Fruit'' (1944) machte sie weltberühmt.
Lillian studierte als junge Erwachsene Musik, arbeitete pädagogisch und hielt sich für mehrere Jahre in China auf, wo sie Direktorin einer Mädchenschule war. Während dieser Zeit wurden ihr Ähnlichkeiten zwischen der Unterdrückung der chinesischen Kultur zugunsten der abendländischen, christlichen einerseits und derjenigen der afroamerikanischen Bevölkerung in den amerikanischen Südstaaten bewußt.
Sie nahm sie eine lebenslange Partnerschaft mit Paula Snelling auf. Die beiden Frauen gründeten 1936 eine kleine Literaturzeitschrift, die schwarze und weiße SchriftstellerInnen zu kritischen Stellugnnahmen ermutigte. Im Mittelpunkt standen dabei soziale Ungleichheit, Frauenfeindlichkeit, Rassismus, die Notwendigkeit von sozialen und wirtschaftlichen Reformen.
1944 erschien ihr Roman ''Strange Fruit'', in dem es um eine Liebesbeziehung zwischen einer Farbigen und einem Weißen ging. Der Titel wurde vom Verleger gewählt, nach einem gleichnamigen Lied in der Interpretation von Billie Holiday. Die Autorin betonte jedoch, daß ihr Anliegen nicht, wie in dem Lied, allein der Rassismus gegen Afromamerikaner sei, sondern vielmer die seelische Beschädigung von Farbigen wie Weißen in der "rassisistischen Kultur" der Südstaaten. Nach dem Erscheinen wurde der Roman in mehreren Regionen der Vereinigten Staaten verboten. Dieses Verbot wurde von Präsident Franklin D. Roosevelt aufgehoben. Der Roman wurde zum Bestseller und in 15 Sprachen übersetzt.
Lillian Smith tauschte sich häufig aus mit Eleanor Roosevelt, sie war befreundet mit Martin Luther King und anderen farbigen wie weißen ProtagonistInnen der Bürgerrechtsbewegung, in der sie sich selbst kontinulierlich bis zum Ende ihres Lebens engagierte. Ihr persönlicher Schwerpunkt dabei war die Situation von Frauen und Kindern. – Daneben schrieb sie Bücher (Sachbücher, Dokumentationen, einen weiteren Roman) und arbeitete journalistisch.
In den Vereinigten Staaten wurde Lillian Smith in den letzten Jahrzehnten neu entdeckt als Kämpferin für soziale Ungerechtigkeit, aber auch im Zusammenhang mit der Emanzipation lesbischer Lebenshaltung. Theaterstücke, Lesungen und Buchveröffentlichungen zeugen davon.
"Strange Fruit" (Fremde Frucht) erschien auf deutsch 1947 (in der Schweiz). Für seine Themen – Rassismus, die Situation schwarzer Amerikaner, lesbische Liebe – interessierte sich zu dieser Zeit kaum jemand in Deutschland. Für diese erste deutsche Neuveröffentlichung wurde die Übersetzung gründlich durchgesehen. Ein umfangreiches biobibliographisches Nachwort des Herausgebers kam dazu. Auch einige Fotos der Autorin.
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